Die Mondlandung von 1969 und die Weltraumfahrt nach C.S. Lewis

Vor 50 Jahren, am 21. Juli 1969, setzte zum ersten Mal ein Mensch seinen Fuss auf den Mond. Sieben Jahre vorher hatte Präsident John F. Kennedy – beunruhigt von dem Vorsprung der Russen im Weltall – verlauten lassen, dass die USA noch in diesem Jahrzehnt den Menschen zum Mond bringen werden. Er sagte in der berühmten Rede: «We choose to go to the moon». Nicht deshalb, weil es leicht sei, würden sie zum Mond gehen. Gerade weil es schwer sei, wählten sie den Mond.

Die 1960er Jahre waren das Jahrzehnt der Aufbrüche – in jeder Hinsicht, in kultureller, aber auch in technologischer Hinsicht (und sicher gibt es hier einen Zusammenhang). Die Mondlandung war ein gigantischer technologischer, logistischer und politischer Kraftakt. Damit die drei Astronauten lautlos durch das All schweben konnten, arbeiteten auf der Erde 400’000 Menschen – eine kollektive Willensanstrengung, die nur noch mit einem modernen Krieg zu vergleichen ist. 26 Milliarden Dollar soll Apollo 11, die erste bemannte Mondlandung, gekostet haben, was heute dem Wert von 180 Milliarden Dollar entspräche.

«Mein Fussabdruck auf dem Mond» (Bild: Public Domain der NASA)

Fünf weitere Landungen der Amerikaner glückten in den darauf folgenden vier Jahren – danach war die Zeit der Mondflüge erst einmal vorbei. Erst seit einigen Jahren ist wieder ein neues Mondfieber ausgebrochen. Angesteckt ist dieses Mal nicht nur eine Reihe neuer Länder (China, Indien), sondern auch privater Firmen wie Red Bull und superreicher Individuen aus der Technologie-Branche wie Jeff Bezos von Amazon.

Die Amerikaner hatten mit den Mondflügen der ganzen Welt die Potenz ihres Systems bewiesen. Am Ende war die Sowjetunion von der USA in diesem Ringen der Systeme weit abgehängt. Noch zwanzig Jahre sollte es dauern bis zu ihrem Kollaps, der die Grundlage für unsere heutige Weltordnung legte.

Und noch in einer anderen Hinsicht schuf die Mondlandung der Amerikaner bleibende Fakten. Wie die Kriegsmaschinerie war auch sie ein Brutstätte neuer Technologien, die wir heute im Alltag nutzen.

Doch die bleibendste Wirkung hat die Mondlandung vielleicht auf der Ebene der Seele hinterlassen. Die Mondlandung soll «ein grosser Sprung für die Menschheit» gewesen sein. Die gekonnt gewählte Aussage von Neil Armstrong, als er mit «einem kleinen Schritt» von der Leiter der Rakete hinab zur staubigen Monderde stieg, spricht sofort zu unserem Gefühl. Sie weckt die stolze Ahnung, bei der Raumfahrt gehe es um einen Meilenstein auf dem Weg der Menschheit ihrer glorreichen Zukunft entgegen. Die Menschheit sei auf einem guten Weg (unter der Führung der Amerikaner), sie verfolge selbstbewusst und erfolgreich ihr Ziel.

Dazu trugen die berühmten Bilder bei, die sich in einer ganzen Generation eingeprägt haben. Die Mondlandung war nämlich nicht zuletzt eine gewaltige Werbe- oder Propaganda-Aktion. Es zählte nicht nur, dass die Amerikaner auf dem Mond waren. Es zählte auch, dass die richtigen Bilder kamen – in Echtzeit, von Hunderten Millionen in Ehrfurcht vor ihrem Schwarzweiss-Fernseher mitverfolgt. So perfekt sind diese Bilder vom Mond, dass viele Menschen heute an eine Fälschung der Mondlandung im Studio glauben. Das ist natürlich Unsinn. Die Tatsache, dass etwas inszeniert wirkt, heisst noch nicht, dass es nicht auch stattgefunden hat. Sonst müsste man einen grossen Teil der heutigen Facebook-Postings für Fälschungen halten. Die einst calvinistisch-bilderfeindlichen Amerikaner haben bloss begonnen, an die Macht der Bilder zu glauben. Vielleicht schafften sie es am Ende sogar gerade wegen dieser Suche nach dem noch besseren Schnappschuss, auf den Mond zu fliegen.

Die Mondlandung ist ein Symbol der menschlichen Selbstverwirklichung im Zeitalter der visuellen Medien. Die Menschheit fliegt zum Mond – einfach weil sie es kann. Und spiegelt sich dabei selbstbewusst. Gewiss war sie in technologischer Hinsicht ein Werk von Genies, dazu von mutigen Männern. Aber was die Frage nach dem Sinn betrifft, bleibt sie halt dennoch ein zweideutiges Unternehmen. Warum sollten wir überhaupt zum Mond fliegen? Darauf gibt es keine überzeugende Antwort. War es unschuldige Neugierde? Oder doch eher Dominanzstreben?

Ich kann mich eines Gefühls grosser Leere nicht erwehren bei diesen Mond- und Weltraumflügen. Zeigen die Bilder vom Mond (und heute vom Mars) nicht, wie langweilig, tot und stumm – weil leblos – diese Himmelskörper sind? Der Philosoph Blaise Pascal sprach schon im 17. Jahrhundert von der kalten Leere dieser Räume.

Doch wie um diese Leere zu übertünchen, wird das Ereignis umso eifriger in Szene gesetzt: Wer fragt noch nach einem Grund, wenn die amerikanische Flagge auf dem Mond aufgepflanzt wird? Genauso tun heute viele Menschen gewisse Dinge nur deshalb, um sie ins Internet zu stellen.

Der christliche englische Schriftsteller C.S. Lewis hat in den 1940er Jahren eine Trilogie von drei Romanen geschrieben, welche ebenfalls die Frage nach dem Ziel der Menschheit auf dem Hintergrund der Raumfahrt behandeln – aber einen anderen Weg weist.

Die «Perelandra-Triologie» («The Space Trilogy») von C.S. Lewis

In dieser «Perelandra-Trilogie» begegnen Menschen auf ihren Reisen durchs Weltall wahrer Transzendenz, d.h. sie begegnen göttlichen Wesen und durch sie überwältigender göttlicher Gegenwart, Kraft und Schönheit. Diese Geschichten sind fiktiv. Solchen Wesen werden wir auf Mars und Venus (oder sonstwo in diesem Weltall) nicht begegnen. Auch Lewis wusste das. Er wollte zeigen, was wir eigentlich suchen (oder suchen sollten), wenn wir zu unseren Grenzen aufbrechen, was das wahre Ziel der Menschheit wäre. Ich empfehle Ihnen sehr, diese Bücher zu lesen. Vielleicht helfen sie uns nicht zuletzt darin, ein bisschen freier zu werden von den Zwängen unserer Epoche zur Selbstverwirklichung und -darstellung.